Mädness – Maggo lebt
Das dritte Release in nicht einmal vier Jahren – gar nicht schlecht für einen, der sich eigentlich schon verabschiedet hatte. Dabei war es nie zielführend, hier in Kategorien von Comebacks oder Karriereplänen zu denken. Mädness ist als Rapper, was er auch als Mensch ist: im Flow. Mädness ist empathisch, bewusst und ganz bei sich selbst und „Maggo lebt“ ist seine aktuelle Platte.
Maggo lebt. Und das hätte auch anders kommen können. Zu lange kämpfte er mit und gegen sein Suchtverhalten, zu tief waren die dunklen Phasen, zu herb die Rückschläge. Aber Mädness machte nicht nur als Rapper eine tiefgehende Wandlung durch, sondern eben auch auf persönlicher Ebene. Der Ort, an dem er sich wiederfand – erst mit „OG“, dann mit „Mäd Löve“ – schien endlich die Mitte zu sein, die seinem Leben so lange fehlte. Aus „Maggo lebt“ spricht nun die Erkenntnis, dass auch diese ersehnte Ruhe fragil ist.
Maggo lebt. So, als wäre nichts gewesen. Dabei war einiges. Diese sieben Songs akzeptieren das alles, sie erlauben Melancholie und Zweifel, Krisen und Irrwege. Mädness ist in diesen Jahren an sich selbst gewachsen wie an seinen Aufgaben. Auf der einen Seite steht die Existenzsicherung eines Selbstständigen zwischen Beruf und Berufung, auf der anderen Seite das Loslassen und Gehenlassen, das eben verdammt schwer sein kann. Was Maggo heute lebt, ist ein Leben der hart erarbeiteten Balance, ein Ankommen im Unterwegssein.
Maggo lebt greift weit zurück auf „Maggo“ von 2014, ein Release, das maßgeblich daran beteiligt war, Mädness’ Rapkarriere neues Leben zu geben. Schon seit jenem Moment fühlte sich vieles an wie im Bonuslevel des Erwachsenen-Rap, wie das selbstbewusste Dasein als Künstler, der alles beweisen kann und nichts mehr muss. Und um Zweifel auszuräumen: Maggo ist Mädness ist Maggo ist Mädness. Nur damit niemand über vermeintliche Konzepte und Alter Egos fabulieren muss. Maggo lebt im engen Austausch mit seinem Umfeld. Die Bedeutung von Freunden und Familie formulierte er immer klar, und diese Verbindung treibt seit jeher seine Kunst an. Mit Fatoni und Amewu steuern zwei hoch versierte Rapper Strophen bei, aus denen ähnlicher Erfahrungsschatz spricht, aber auch ganz eigene Blickwinkel. Adäquater Soul und tiefer Boom kommen von Torky Tork und Skool Boy, Gibmafuffi, Enaka und Tribez, ebenfalls fast alle langjährige Weggefährten.
Maggo lebt das gute Leben. Er kann genießen und wertschätzen, kann wohlwollend auf seine eigene Geschichte zurückblicken und sie so erzählen, dass man Nuancen der Unruhe und des Aufbruchs ebenso spürt wie all die Liebe und Gelassenheit, in der er ruht. Es ist ein Leben zwischen Heimatkaff und Metropolen, zwischen großen Bühnen und noch größerer Introspektion.
Maggo lebt. Während vieles vor die Hunde geht: die Sitten, die Kultur, die Welt schlechthin. Sein Leben ist die Antithese zum tristen Rap-Pessimismus und ein angemessen egoistisches Plädoyer dafür, sich nicht immer gegen etwas zu definieren, sondern dafür: Maggo lebt. Für seine Werte und Überzeugungen. Für Akzeptanz und Freiheit. Für das Leben.